Reisen in Elternzeit: 6 Wochen mit Baby durch Norditalien

Roadtrip Norditalien mit Tragebaby
Nachdem ich ja bereits in meinem Artikel über das Reisen in Elternzeit und in dem Bericht über unseren Sardinienurlaub mit Baby und Kleinkind immer beschrieben habe, wie toll das Reisen mit kleinen Kindern ist und dass sich die Elternzeit ideal für längere Urlaube anbietet, möchte ich in diesem Artikel über unsere „große“ Elternzeitreise berichten, in der wir während der gemeinsamen Elternzeitmonate 6 Wochen lang mit unserer damals 10 Monate alten Tochter mit dem Auto in Norditalien unterwegs waren. Sicherlich nicht die entspannteste Art zu reisen, zumal unsere Tochter von Schlafen und Entspannen ja meistens etwas andere Vorstellungen hatte und hat als wir – aber immerhin eine tolle Gelegenheit, das Baby zwar auch müde und verschwitzt, aber immerhin in schönerer Umgebung herumzutragen 😉. Deshalb geht es in diesem Beitrag zur Blogparade Roadtrips von Spaness neben Infos zu Route und Unterkünften auch um kleinere und größere Herausforderungen unterwegs vor allem um praktische Tipps für eine solche Reise mit Baby im Krabbelalter.

Warum eine Elternzeitreise durch Italien?

Nach der schwierigen ersten Babyzeit mit unserer Tochter und vor dem Ende meiner Elternzeit nach ihrem ersten Lebensjahr wollten wir noch zwei Monate gemeinsame Elternzeit nutzen, um fernab vom Alltagsstress ein bisschen zu entspannen, bzw. statt im muffigen Frankfurt mal im sonnigen Italien müde und gestresst durch die Gegend zu taumeln 😉.
Da wir nicht sonderlich viel Erfahrung mit längeren Reisen, Roadtrips und schon gar nicht mit Reisen mit Baby hatten (zu Hause traute ich mich während der Babyzeit nicht mal, 5 Minuten mit der U-Bahn zu fahren, aus Angst, mein Baby während einer Schreiphase in der Öffentlichkeit nicht beruhigen zu können…), schien uns Norditalien ein geeignetes Reiseziel: Kinderfreundlich, abwechslungsreich, und mit dem Auto relativ leicht zu erreichen.
Die Reisemonate Juni und Juli versprachen halbwegs moderate Preise,  nicht zu überlaufene Badeorte und schönes, aber nicht zu heißes Wetter. Nun ja, in der Praxis gab es natürlich trotzdem Staus und eine Hitzewelle… aber so ein bisschen im Stau schwitzen gehört ja schließlich auch irgendwie zum Sommerurlaub dazu 😉.

Die Route für unsere Elternzeitreise durch Norditalien

Route: Roadtrip Norditalien mit Baby
Die Route führte uns zunächst über einen Zwischenstopp in der Schweiz an den Comer See. Von dort aus ging es weiter an die Mittelmeerküste nach Finale Ligure. Unsere nächste Station war der Gardaseee. Dort verbrachten wir zunächst eine Woche in Bardolino und dann nochmal eine Woche in Garda. Die letzte Station war Maccagno am Lago Maggiore.
Da wir weder die Zielorte noch die Region an sich kannten und auch nicht wirklich einschätzen konnten, wie unser Baby auf die Ortswechsel und die Urlaubsorte reagieren würde, hatten wir uns entschieden, nicht nur unterwegs zu sein, sondern jeweils eine Woche an den jeweiligen Orten zu bleiben und von dort aus weitere Ausflüge zu unternehmen. Um dabei möglichst viel Abwechslung zu haben, wählten wir ganz verschiedene Orte und Unterkünfte: Mal direkt am Strand, mal etwas höher gelegen, und von Ferienwohnung über Campinghäuschen bis AirBnB war alles dabei.
Die Route hatten wir so geplant, dass zwischen den einzelnen Zielorten immer relative kurze Distanzen von maximal 350 km lagen, die wir idealerweise in 1-2 Schlafphasen unserer Tochter zurücklegen könnten - so die Theorie. In der Praxis erwiesen sich bereits diese kurzen Strecken als problematisch, da unser Baby natürlich genau in dieser Phase ihres Lebens von Reiseübelkeit heimgesucht wurde und fröhlich das Auto vollspuckte…
Außerdem waren für unsere schöne Idee, während der Schlafphasen zu fahren, vor allem die Tageszeiten und das Wetter problematisch. Unser Baby machte nämlich damals noch einmal am späten Vormittag und einmal am Nachmittag ein Schläfchen. Also die allerbesten Tageszeiten, um bei 36°C durch Italien zu cruisen - am besten dann auch noch samstags in der Urlaubszeit 😉.
Problematisch waren in der Hinsicht vor allem der erste Streckenabschnitt durch den Gotthardtunnel und die Fahrt vom Comer See ans Mittelmeer. Da würde ich beim nächsten Mal überlegen, ob man die nicht doch lieber früh morgens bzw. abends in Angriff nimmt. Für letzteres haben wir uns dann auch auf der Rückfahrt entschieden. Das war zwar auch ziemlich stressig, weil es ausgerechnet in der Nacht starke Gewitter in Deutschland gab und wir sogar noch das Glück hatten, um 3 Uhr morgens in einen Stau zu geraten – aber immerhin alles mit einem schlafenden Baby…

Erstes Urlaubsziel: Rothenburg in der Schweiz

Unser erstes Urlaubsziel war eigentlich eher ein Zwischenstopp, um die Strecke bis zum Comer See aufzuteilen und gleichzeitig in der Nähe wohnende Freunde zu besuchen. Ansonsten hätten wir vielleicht einen etwas touristischeren Ort an einem See oder in den Bergen als Zwischenstopp gewählt – wo wir aber wegen des kühlen und regnerischen Wetters vermutlich auch nicht mehr Spaß gehabt hätten 😉.
Zoobesuch: Roadtrip Norditalien mit Baby
So hatten wir immerhin die Gelegenheit, das schöne Städtchen Rothenburg zu erkunden. Außerdem bekamen wir dort eine nette und (für schweizer Verhältnisse…) relativ günstige AirBnB-Wohnung, von wo aus wir unsere Freunde besuchten und kleinere (Wander-)Ausflüge in die Umgebung unternahmen. Die Wohnung war übrigens die einzige auf der gesamten Reise, die wirklich kinderfreundlich war. Von gesicherten Steckdosen über höher gestellte  Elektrogeräte bis hin zu bereit gestellten Büchern und Spielsachen war hier an alles gedacht – ganz im Gegensatz zu allen anderen Unterkünften, die zwar im Internet immer unter der Rubrik kinderfreundlich gelistet waren, wovon wir aber (außer den netten und gerne mit unserer Tochter herumalbernden Vermietern) nicht viel gemerkt haben…

Zweites Urlaubsziel: Moltrasio am Comer See

Unser nächstes Urlaubsziel war das erste in Italien: der Comer See – von Rothenburg aus mit nur 200 km eine sehr überschaubare Strecke. Natürlich dauerte es durch den Gotthardtunnel länger als geplant. Dafür wurden wir auf der anderen Seite des Tunnels mit deutlich besserem Wetter belohnt.

Kurz vor dem Ziel machten wir noch einen Zwischenstopp in Lugano, um nicht zu quengelig (Baby) und ausgehungert (Eltern) in Moltrasio anzukommen. Eine wunderschöne Stadt für diesen Zweck, weil man toll am See entlang spazieren und im Park direkt am Wasser picknicken kann!
Die Pause lohnte sich doppelt, denn an unserem Zielort erwartete uns eine unschöne Überraschung: Parken mussten wir direkt einer der recht befahrenen Straße (die Ringstraße um den See herum…), an ebendieser Straße ca. 100m entlang laufen (natürlich ohne Radweg, Bürgersteig o.Ä.) und dann noch einen recht steilen Weg hoch. Mit unseren Koffern, Taschen, Jacken (bei unserer Abfahrt in der Schweiz war es ja ziemlich kühl und regnerisch gewesen) und diversen Beuteln (auf unsere Hassliebe zu diesem Klassiker für unterwegs bin ich bereits in meinem Artikel zum Kofferpackchaos eingegangen) echt eine Herausforderung. Dafür wurde man aber in der Unterkunft mit einem traumhaften Blick belohnt.
Roadtrip Norditalien mit TragebabyÜberhaupt ist das Örtchen Moltrasio wirklich schön, aber für Familien mit kleinen Kindern nur bedingt geeignet, weil es nur ein schmales Seeufer mit einem (kostenpflichtigen!) Mini-Strand gibt. Und von da aus geht es über Kopfsteinpflaster-Treppen ziemlich steil rauf – nicht nur für meinen Ostrfriesenstandard 😉. Mit meinem Kleinkind bin ich im Moment ja schon genervt, wenn sie in Zeitlupe bei uns die Kellertreppe rauf- und runterschleicht und bei Spaziergängen jedes Blatt und jeden Wurm bestaunt – in Moltrasio wäre ich wahnsinnig geworden, zumal da Buggy oder Tragen auch keine wirkliche Option wären.
Aber für uns damals ging es dank Manduca und Anfang Juni noch angenehmen Temperaturen ganz gut - und Tragen waren wir ja eh von zu Hause gewöhnt... Wir machten einige schöne Wanderungen und (Boots-)ausflüge in die Umgebung. Vor allem die Stadt Como ist natürlich ein Highlight in der Gegend, und die Orte Brunate (wunderschöner Aussichtspunkt) und Lenno ebenfalls einen Ausflug wert!

Drittes Urlaubsziel: Finale Ligure am Mittelmeer

In unserem nächsten Urlaubsort war Strandfeeling angesagt. Es wurde zusehends heißer, und in unserer Unterkunft ohne Klimaanlage kamen wir ganz schön ins Schwitzen. Auch diese Unterkunft war wieder etwas höher am Berg gelegen, aber es war weniger steil als am Comer See, die Wege waren buggygeeignet, und mittlerweile waren wir ja schon durchtrainiert 😉.
Dennoch waren wir sehr froh, dass die Anlage auch einen eigenen Pool hatte. So konnten eine Tageshälfte mit Unternehmungen (Strand, Einkaufen, Ausflüge) verbringen und die restliche Zeit am Pool oder auf der Terrasse planschen. Wir hatten nämlich unser Mini-Planschbecken samt Luftpumpe (die hatten wir ohnehin im Gepäck für unseren Gymnastikball, ohne den wir im ersten Babyjahr nirgendwo hingingen…) dabei, das uns während der gesamten Reise gute Dienste geleistet hat.

Viertes Urlabusziel: Gardasee

Unsere nächstes Urlaubsziel war der Gardasee. Hier verbrachten wir gleich zwei Wochen, jeweils in AirBnB-Unterkünften. Während dieser zwei Wochen war es wirklich sehr heiß, sodass wir außer den (nach Vekehrsaufkommen und Parksituation zu urteilen für deutsche Gardaseetouristen obligatorischen) Ausflügen nach Verona und Venedig sowie einer Bootstour nicht so viel unternahmen.
Roadtrip Norditalien mit Tragebaby
In Garda war an die Wohnanlage zudem ein eigenes kleines Schwimmbad angeschlossen, wo wir viel Zeit verbrachten. Vor allem unsere Tochter fand es dort super, weil sie nach Herzenslust im Kinderbecken planschen und mit den anderen Kindern spielen konnte. Das kam nämlich in unserem Urlaub ansonsten etwas zu kurz. Das war jetzt für unsere Tochter in dem Alter nicht wirklich schlimm – mittlerweile denke ich doch, dass es ihr fehlen würde und wir vielleicht schon nochmal aktiver nach öffentlichen Spielplätzen Ausschau halten würden.
Am Gardasee hatten wir es auch das erste Mal mit Steinstrand (statt Sand) zu tun. Ich hatte im Vorhinein etwas Bedenken, dass unser Baby sich beim Krabbeln darauf weh tun würde. Aber sie blieb dadurch schön auf unserer Picknickdecke und schüttete und spielte begeistert mit den Steinen, die wir ihr gaben. Allerdings mussten wir höllisch aufpassen, dass sie nicht aus Versehen einen Stein in den Mund steckte und verschluckte…

Sechstes Urlaubsziel: Maccagno am Lago Maggiore

Unser letztes Urlaubsziel war eine Campinganlage mit Ferienapartments in Maccagno am Lago Maggiore. Hier gefiel es uns insgesamt am besten. Unser Apartment lag sehr nahe am See, ohne Steilhang (wie am Comer See und am Mittelmeer) oder stark befahrene Autostraße (erste Unterkunft am Gardasee) und Riesenbaustelle (zweite Unterkunft am Gardasee) dazwischen. Nicht, dass uns jetzt mit unserem nicht so wirklich leisen Baby die Lautstärke sonderlich gestört hätte, aber so Autoabgase und Baustellenstaub sind ja nun nicht dass, was man sich so unter idealem Urlaubsklima vorstellt…

Fazit

Es wird ja oft kritisiert, dass die Väter durch solche Reisen während der gemeinsamen Elternzeitmonate nur den "schönen" Teil der Elternzeit absahnen und eben nicht den Alltag mit Baby bzw. Kleinkind mitbekommen. Das ist natürlich einerseits richtig. Andererseits muss man auch berücksichtigen, dass es oft für alle Beteiligten nicht so einfach ist, wenn der Papa plötzlich in der Alltagsroutine dabei ist, vor allem, wenn sich diese schon über einen längeren Zeitraum etabliert hat. Eine gemeinsame Reise während der gemeinsamen Elternzeitmonate bietet die Möglichkeit, zusammen neue Routinen zu entwickeln und einander durch die gemeinsamen Erlebnisse nochmal ganz anders kennen zu lernen. Bei uns hat es auf jeden Fall einige Zeit gedauert, bis wir uns alle auf einander und an die neue Situation gewöhnt hatten. Deshalb hat es sich für uns bewährt, ein bisschen länger am Stück unterwegs zu sein.

Insgesamt hat sich unsere Elternzeitreise auf jeden Fall gelohnt, und ich würde auch jetzt in meiner zweiten Elternzeit gerne wieder die Gelegenheit nutzen, etwas länger am Stück wegzufahren, wenn das zeitlich und finanziell möglich ist.
Dabei werden wir (hoffentlich…) nach den Erfahrungen unserer Italienrundreise die folgenden Punkte noch mehr berücksichtigen:
    Roadtrip Nordiatlien mit Tragebaby
  • Bei der Auswahl der Urlaubsorte und Unterkünfte bei Google Maps auch mal das Höhenprofil anschauen. Denn 200m zum Strand sind eben nicht gleich 200m zum Strand – aber das müssen Ostfriesen wie ich ja auch erstmal lernen 😉.
  • Im Auto immer Spucktücher, -tüten und Nux vomica (Globuli sind ja nicht jedermanns Sache, aber seit ich mich damit statt 3-5x am Tag in der ersten Schwangerschaft nur 1x am Tag in der zweiten Schwangerschaft übergeben musste, schwöre ich auf die Dinger…) bereithalten.
  • Als Anreisetag wenn irgendwie möglich nicht den Samstag wählen und bei großer Hitze lieber früh morgens oder spät abends fahren.
  • Einfach mal was ausprobieren (gilt für Urlaubsorte, Transportmittel, Reisezeiten und Ausflüge vor Ort), selbst und gerade wenn es zu Hause mit dem Kind / Baby nicht so gut läuft. Denn in anderer Umgebung ist es gerade mit High Need Kindern zwar nicht automatisch alles besser – aber anders ist ja manchmal auch schon gar nicht so schlecht 😉.

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2 Kommentare:

  1. Ach das kenne ich auch noch... mit dem Baby dann zu reisen, wenn es schläft... ;-) Und plötzlich ist es dann zu unmöglichen Zeiten einfach mal wach... ;-) Aber da habt ihr eine echt schöne Tour zurückgelegt. Bin gespannt ob und wohin ihr die nächste Elternzeit-Reise antretet.

    Liebe Grüße
    Tanja

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    Antworten
    1. Liebe Tanja,
      vielen Dank für deinen lieben Kommentar und die schöne Blogparade - da sind auf jeden Fall viele tolle Inspirationen für unseren nächsten Roadtrip (nächstes Level: mit 2 Kindern 😉) dabei. Mal schauen, wohin es als nächstes geht bei uns...
      Liebe Grüße,
      Anne

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