Ich werde oft gefragt, wie es mir denn jetzt so geht mit
zwei Kindern. Tja, was soll ich sagen, eigentlich hat sich gar nicht so viel
geändert, seit unser kleiner Babysohn da ist. Und dennoch ist unser Leben durch
ihn noch einmal schöner, liebevoller und glücklicher geworden.
Klar, es müssen auch mehr Wäsche gewaschen und mehr Windeln
gewechselt werden, und der Berg an Sachen, die selbst für den kleinsten Ausflug
mitgeschleppt werden, ist auch nicht gerade kleiner geworden. Aber während die
Geburt unserer Tochter vor gut 2 1/2 Jahren unser ganzes Leben durcheinander
gewürfelt hat, sind unsere grundlegenden Routinen und Abläufe auch nach der
Geburt des Babysohnes unverändert - es ist eben nur noch ein weiteres
Familienmitglied dabei.
Während also das Drumherum weitestgehend gleich geblieben
ist, möchte ich heute einmal näher darauf eingehen, was sich bei und in mir als Mama von zwei Kindern
verändert hat.
Mehr Gelassenheit
Mein Mann wird sicherlich laut auflachen, wenn er das hier
liest. Denn natürlich mache ich mir immer noch Sorgen um wunde Popos oder
Stürze vom Wickeltisch und konsultiere bereits bei kleinen Krankheitsanzeichen mehr
oder weniger hektisch Dr. Google - und der arme Papa muss sich das Ganze dann
immer brühwarm anhören... Aber im Vergleich zur Babyzeit mit meiner Tochter ist
das auf jeden Fall weniger geworden, einfach, weil ich schon mehrere
Krankheiten und Wehwehchen erlebt habe und eigentlich weiß, dass (und idealerweise
auch wie) das wieder weggeht.
Auch was Wachstumsschübe, Zahnen und andere Schlaf- und
Stimmungskiller der lieben Kleinen angeht, bin ich insgesamt gelassener geworden - es ist
schließlich alles nur eine Phase und wird irgendwann besser - oder zumindest
anders ;-).
Diese Erkenntnis hilf mir - zumindest meistens - auch ganz
gut bei Zweifeln und Vergleichen bezüglich der kindlichen Entwicklung. Anstatt ungeduldig auf das erste Lächeln,
Aufstützen, Drehen, Robben etc. zu hoffen, kann ich beim zweiten Kind ganz gut diejeweilige Entwicklungsstufe genießen - und bin dann immer ganz überrascht,
wenn der Kleine schon wieder etwas Neues kann.
Ehrlicherweise muss ich aber zugeben, dass meine neue
Gelassenheit nicht nur auf die größere Erfahrung zurückzuführen ist. Mein
kleiner Babysohn ist so viel viel fröhlicher und entspannter, als seine
Schwester damals im gleichen Alter, dass es mir deutlich leichter fällt, selbst
gelassen an die Sache heranzugehen. Schlafmangel und Babygeschrei sind einfach
so viel besser auszuhalten, wenn man weiß, dass das Baby sich leicht wieder
beruhigen lässt und die nächste Schlafphase auf jeden Fall besser wird...
Mehr (Selbst-)Sicherheit
Bevor meine Tochter zur Welt kam, hatte ich eine ungefähre
Vorstellung davon, wie der Umgang mit
ihr aussehen sollte: Liebevoll, mit festen Strukturen und Ritualen. Dann kam
sie zur Welt, und alles sah ganz anders aus. Statt nach ihrer abendlichen
Stillmahlzeit bei einem Schlaflied friedlich in ihrem Babybay einzuschlummern,
war sie nur an der Brust oder eingepuckt in Mamas oder Papas Armen mit viel
Glück, Schaukeln und weißem Rauschen in den Schlaf zu befördern . Auch ein
Ritual gewissermaßen, und halbwegs liebevoll waren wir Eltern dabei natürlich
auch, aber eben ganz anders als ich es mir vorgestellt hatte. Ich hörte und las
Tipps und Ratschläge von allen Seiten, probierte alles Mögliche aus und war
total verunsichert.
Erst nach und nach bildete sich so unser eigener
Erziehungsstil heraus. Das heißt natürlich nicht, dass der in Stein gemeißelt
ist - ich lese nach wie vor viel, tausche mich mit anderen aus und durch neue
Erfahrungen und Herausforderungen wird immer mal wieder etwas angepasst. Aber
ich bin nicht mehr so schnell zu verunsichern wie zu Beginn meiner ersten Elternzeit,
denn ich weiß, dass unser Weg gut ist und zu uns passt.
Auch Vergleiche mit anderen Kindern und Eltern und schlaue
Ratschläge bringen mich nicht mehr ganz so schnell aus dem Konzept - wobei mein
Mann vermutlich auch hier wieder schmunzeln wird, habe ich ihn gerade gestern
doch noch gefragt, ob wir nicht töpfchenmäßig nochmal was machen sollten, weil
mittlerweile alle gleichaltrigen Freunde unserer Tochter mehr oder weniger
"trocken" sind. Trotz solcher gelegentlichen Aussetzer weiß ich
eigentlich mittlerweile, dass 1. sich Entwicklungsschritte nicht erzwingen
lassen, 2. alle Kinder ihr eigenes Tempo haben, 3. ich meine Tochter nicht
unter Druck setzen möchte, und 4. Berichte von anderen über ihre Kinder
bestenfalls Momentaufnahmen und mehr oder weniger geschönt sind.
Mehr Zerrissenheit
Schon mit einem Kind war es für mich nicht so einfach, die
Bedürfnisse aller Familienmitglieder unter einen Hut zu bekommen. Jetzt mit
zwei Kindern habe ich das Gefühl, ständig hin-
und hergerissen zu sein. Zumindest in der Theorie weiß ich natürlich,
dass das völlig normal ist nach der Geburt eines Geschwisterchens. Außerdem ist
es für alle Beteiligten ein wichtiger Lernprozess, eigene Bedürfnisse zu
kommunizieren, die Bedürfnisse anderer zu erkennen und Kompromisse zu
schließen. In der Praxis ist das natürlich nicht immer so einfach...
Es fällt mir schwer, dass ich nicht mehr so für meine
Tochter da sein kann, wie vor der Geburt ihres Bruders- zumal sie auf ihre
"Entthronung" nicht mit Wut, Aggressivität oder Zurückgezogenheit
sondern mit häufigem, herzzerreißendem Weinen (meist ohne erkennbaren äußerlichen
Grund) reagiert. Besonders traurig macht es mich, dass ich nicht mehr so gut
mit ihr kuscheln oder sie auf den Arm nehmen kann, weil ihr kleiner Bruder
ständig stillend oder im Tragetuch an mir klebt.
Auch dem kleinen Bruder gegenüber habe ich oft ein
schlechtes Gewissen. Natürlich wird er immer sofort gestillt und gewickelt,
wenn es nötig ist, und er ist ja im Tragetuch immer dabei, wenn ich mich mit
seiner Schwester beschäftige. Aber ich kann mich eben nicht so intensiv mit ihm
beschäftigen, wie damals mit meiner Tochter im gleichen Alter.
Tja, und Interessenkonflikte bei uns Eltern, die es
natürlich auch schon mit einem Kind gab, haben sich mit zwei Kindern auch nicht
gerade verringert: Zum Beispiel möchte
ich meinem Mann nach einem anstrengenden Arbeitstag natürlich gerne einen
entspannten Feierabend ermöglichen. Allerdings möchte ich ihn natürlich auch an
den Erlebnissen und Sorgen mit den Kindern teilhaben lassen, und die Tochter
verlangt eigentlich auch seine volle Aufmerksamkeit - ihr seht das Problem ;-)
Und dann ist da noch eine andere, neue Art der
Zerrissenheit: Meine Tochter ist im Moment sehr fixiert auf ihren Papa. Natürlich
freut es mich, dass die beiden im Moment so viel Zeit miteinander verbringen
und sie das offensichtlich sehr genießt. Aber es versetzt mir doch oft auch
einen Stich, wenn sie ständig nach ihrem Papa fragt, wenn ich mit den Kindern
alleine bin und sie nur noch mit ihm spielen und kuscheln möchte, sobald er
dann da ist.
Mehr Elternglück
Ich hätte nicht gedacht, dass das möglich ist, aber mit dem
zweiten Kind ist noch einmal unendlich viel Liebe in unser Familienleben
eingezogen. Liebe für dieses kleine Menschlein, das vom ersten Augenblick an zu
uns gehörte und uns jeden Tag mit seinem freundlichen Wesen und seinem schiefen
Lächeln bezaubert. Und Liebe für unsere Tochter, die schon so groß ist und so
schnell laufen, so hoch hüpfen, so viel reden und so laut singen kann und
dennoch manchmal wie ein Baby getragen werden möchte. Und wenn ich die beiden
zusammen sehe, wie meine Tochter ihren kleinen Bruder streichelt, küsst und ihr
Spielzeug und Essen mit ihm teilen möchte, und der Kleine seine Schwester mit
strahlenden Augen anlacht, da sind alle Sorgen und Konflikte vergessen, und ich
kann unser Glück kaum fassen.
Wie ist das bei euch? Wovor hattet ihr im Vorfeld Angst? Was hat sich durch das zweite Kind verändert? Was ist gleich geblieben? Ich bin gespannt auf eure Kommentare!
Wie ist das bei euch? Wovor hattet ihr im Vorfeld Angst? Was hat sich durch das zweite Kind verändert? Was ist gleich geblieben? Ich bin gespannt auf eure Kommentare!
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