Seit der Geburt unserer Tochter vor fast drei Jahren haben mein
Mann und ich verschiedene Erfahrungen mit dem - teils frei- und teils hauptberuflichen - Arbeiten
von zu Hause aus sammeln dürfen. So flexibel und familienfreundlich Begriffe
wie Arbeiten von zu Hause, Homeoffice oder Telearbeit auf den ersten Blick
klingen, von Milchkaffe (natürlich aus sauberen Tassen) Schlürfen, während man
gleichzeitig konzentriert am Laptop arbeitet und die Kinder daneben friedlich
malen, ist das Ganze bei uns Lichtjahre entfernt... Da es so oder ähnlich anscheinend auch vielen anderen
geht, hat Melanie auf ihrem Blog Glücklichsscheitern zur Blogparade „Homeoffice– ja wann eigentlich?“ aufgerufen, an der ich mich mit diesem Beitrag gerne
beteilige. Dabei erzähle ich euch erst einmal von unseren Erfahrungen mit dem Homeoffice während der Elternzeit und den Vor- und Nachteilen, die wir für uns festgetellt haben, und am Schluss gibt es noch ein paar Tipps für das (halbwegs 😉) entspannte und produktive Arbeiten von zu Hause mit kleinen Kindern.
Unsere Homeoffice-Erfahrungen
Bei uns gab bzw. gibt es Arbeiten von zu Hause bisher in
drei verschiedenen Konstellationen:
- Während meiner beiden Elternzeiten (im ersten Lebensjahr meiner Tochter und auch jetzt wieder im ersten Babyjahr mit meinem Sohn) bin ich nebenbei freiberuflich tätig. Richtig viel schaffen tue ich dabei nicht, verdienen noch weniger, aber die Tätigkeit macht mir Spaß, ich bleibe inhaltlich etwas an meinem Job dran und lerne viel dazu - für mich eine schöne Abwechslung zu Windelwechseln, Hausarbeit und Kinderbespaßung.
- Zwischen der ersten Elternzeit und der Geburt meines Sohnes habe ich 1 1/2 Jahre mit 70% gearbeitet und konnte einen Teil dieser Arbeit von zu Hause aus erledigen. Da ich meinen Job sehr mag, bin ich trotz Kinderkrankheiten, Kitakatastrophen und Schwangerschaftsübelkeit gerne wieder arbeiten gegangen.
- Mein Mann arbeitet seit einigen Monaten zwei Tage pro Woche in Telearbeit von zu Hause aus. Da er Vollzeit arbeitet und seine Arbeit weniger Kreativität , längere Arbeitsphasen am Stück und mehr Konzentration erfordert als meine, ist das definitiv noch mal eine andere Nummer, als meine bisherigen Homeoffice-Erfahrungen, und wir sind da noch etwas in der Findungsphase...
Vorteile vom Eltern-Homeoffice
Für uns hat das Arbeiten von zu Hause aus viele
Vorteile - und zwar nicht nur, um mehr
Zeit für die Kinder zu haben, sondern auch für die Qualität unserer Arbeit:
- Kein Stress und Zeitverlust durch Pendeln, Staus, Hemden / Blusen bügeln und was sonst noch so dazu gehört, morgens halbwegs pünktlich, sauber, knitter- und fleckenfrei zur Arbeit zu kommen.
- Durch die flexible Zeiteinteilung kann man relativ gut auf die Bedürfnisse und Rhythmen der Kinder eingehen. Das ist nicht nur gut für die Kinder, sondern trägt auch zur Entspannung und damit letztlich zur Produktivität der Eltern bei.
- Auch die eigenen Arbeitsrythmen können gezielter genutzt werden, und reines Absitzen der vorgeschriebenen Arbeitszeit im Büro wird vermieden. Zudem sind die üblichen Bürozeiten für manche Arbeiten einfach nicht sinnvoll. So arbeitet mein Mann z.B. viel mit Kollegen in den USA zusammen. Die Kommunikation dafür findet meist am Abend statt, da es in den USA ja zu unseren üblichen Bürozeiten noch Nacht ist.
- Gerade im kreativen Bereich sind viele Tätigkeiten nicht an festgelegte Zeiten gebunden. So haben einige Menschen ja bekanntermaßen die besten Ideen unter der Dusche - bei mir ist das durchaus auch mal beim Eisenbahn-Spielen oder auf dem Spielplatz der Fall.
Nachteile vom Eltern-Homeoffice
Ablenkung:
- Direkte Ablenkung durch die Kinder: Sich selbst Beschäftigen war für meine Tochter bis vor wenigen Monaten überhaupt nicht möglich, lange bzw. leise Selbstbeschäftigung sind immer noch ein Ding der Unmöglichkeit. Konzentriertes Arbeiten bzw. ungestörtes Telefonieren ist also in ihrem Beisein einfach nicht drin. Und obwohl der Babysohn zum Glück deutlich pflegeleichter ist alsseine Schwester im selben Alter, sind feste Rythmen und Schlafen im Bettchen nun auch nicht gerade seine Stärken.
- Indirekte Ablenkung durch die Kinder: Wer nicht gerade ein schalldichtes und verriegelbares Verlies zum Arbeiten zu Hause hat (oder sich permanent leise selbst beschäftigende Superkinder, s.o.), wird vermutlich früher oder später durch Außengeräusche wie brüllende Kinder, dudelnde Hörspiele oder umfallende Gegenstände abgelenkt - oder auch durch das Gegenteil, denn zu große Ruhe der Kinder bedeutet ja meist auch nichts Gutes...
- Ablenkung durch den Haushalt: So sehr ich mich auch bemühe, anfallende Hausarbeit hinten an zu stellen, die Versuchung ist einfach zu groß "nur noch ganz kurz" eine Wäsche bzw. Spülmaschine anzustellen, zumindest den Weg zum bzw. den Schreibtisch selbst notdürftig freizuräumen etc. Und wenn ich erst einmal irgendwo anfange, tut sich eine Chaosquelle neben bzw. unter der anderen auf.
- Sonstige Ablenkungen: Telefon, Bücher, Fernseher, das einladend da liegende Sportzeug oder der klingelnde Paketbote, ganz zu schweigen vom Paketinhalt - die Liste der möglichen Ablenkungen für zu Hause Arbeitende lässt sich vermutlich unendlich erweitern. Allerdings muss man fairerweise sagen, dass ja Ablenkungen, z.B. durch Internet, Kollegentratsch oder kaputte Kaffeemaschinen, auch bei regulären Arbeiten vorkommen.
Vermischung von Arbeit und Privatleben
Die große Flexibilität der Arbeit von zu Hause ist zumindest
für uns auch deren größter Nachteil. Denn während manche Arbeitnehmer mit dem
Verlassen ihres Arbeitsplatzes den Job auch im übertragenen Sinne hinter sich lassen, sitzen wir oft noch spätabends
oder am Wochenende am Schreibtisch. Und wenn mir tatsächlich mal gute Ideen auf
dem Spielplatz oder beim Eisenbahnspielen kommen, klingt das zwar auf den ersten Blick lustig
und kreativ. Es bedeutet aber auch, dass ich wohl doch in dem Moment in
Gedanken nicht ganz bei meinem Kind, sondern zumindest unbewusst auch bei der
Arbeit war. Außerdem möchte ich meine tolle Idee dann ja auch möglichst gleich
festhalten, um sie nicht zu vergessen. Also am besten das Spiel verlassen und
den Laptop oder das Handy rausholen, oder zumindest einen zerknitterten Zettel,
den ich hoffentlich irgendwann noch wiederfinden bzw. entziffern kann.
Isolation
Auch wenn das nett Zurechtmachen, der Arbeitsweg und das
Herumschlagen mit nervigen Vorgesetzten, Kollegen und Kunden oft mühsam sind,
bieten sie doch eine gewisse Struktur und Abwechslung. Diesen Faktor habe
eigentlich erst meiner nicht ganz einfachen ersten Elternzeit zu schätzen gelernt. Homeoffice ist naturgemäß
relativ einsam, und da meine sozialen Kontakte ohnehin schon reduziert bzw. auf
andere Eltern beschränkt waren, fehlten mir meine lieben - und sogar ein
bisschen die weniger lieben - Kollegen. Natürlich sind die Arbeitsroutinen und
-kontakte oft sehr oberflächlicher Natur, und auch und gerade das Homeoffice
ermöglicht ein erfülltes Sozialleben. Bei mir persönlich war es nur so, dass
ich den Faktor Isolation im Vorfeld unterschätzt hatte und mich erst an das
Arbeiten ohne direkten Kontakt zu den Kollegen gewöhnen musste.
Unrealistische Erwartungen
Ich bin so jemand, der eigentlich mindestens rund um die Uhr
arbeiten müsset, um alles das zu schaffen, was ich gerne machen würde. Es gibt
so viele Ideen und Projekte, daneben auch noch Freunde, Freizeit und das
bisschen Haushalt... Bei meiner Arbeitsstelle gibt es natürlich auch immer viel
zu tun, aber da kann ich irgendwie besser einschätzen, wozu ich während der Zeit dort komme
und eben nicht komme. Zu Hause dagegen kalkuliere ich bei meiner
Arbeitszeitrechnung oft völlig unrealistisch, bzw. gehe von ungestörter, reiner
Arbeitszeit aus - und da sind wir wieder beim Thema Ablenkungen.
Diese unrealistischen Erwartungen habe zudem nicht nur ich.
Die immer wieder beliebte Frage "Und, was machst du jetzt so den ganzen
Tag zu Hause?" kann man ja noch ganz gut ignorieren, wenn sie von anderen kommt. Aber auch für der
nicht zu Hause arbeitende Partner hat öfter mal Gedanken à la "Wenn du
schon zu Hause bist, könntest du doch noch schnell mal xyz machen". Und dass, obwohl wir ja beide
Homeoffice-Erfahrungen haben und es eigentlich besser wissen müssten...
Tipps und Tricks für das Eltern-Homeoffice
Das ultimative Rezept für produktives Arbeiten von zu Hause
wird es leider an dieser Stelle nicht geben. Auch nach mehreren Jahren und
verschiedenen Homeoffice-Variationen sind wir hier noch in der
Ausprobier- und Findungsphase. Je nach aktuellem Entwicklungsstand der Kinder,
der eigenen Verfassung und den Erfordernissen der jeweiligen Arbeitsaufträge klappt
es mal besser, mal schlechter. Einige Maßnahmen helfen uns aber ganz gut,
unser Arbeiten von zu Hause entspannter und produktiver zu gestalten:
1. Organisation
Um die wenige zur Verfügung stehende Zeit effizient
zu nutzen und sich nicht zu verzetteln, ist eine gute Arbeitsorganisation
notwendig. Mir hilft es dafür, die anfallenden Arbeiten nach Wichtigkeit,
Dringlichkeit und Kinderkompatibilität zu sortieren. Denn nicht jede Tätigkeit
ist wirklich wichtig, nur, weil sie an eine nahende Deadline gebunden ist. Und einiges kann
man im Beisein der Kinder erledigen, während andere Arbeiten schneller und
besser ungestört erledigt werden.
2. Transparenz
Eigentlich wollte ich diesen Punkt „Trennung
von Arbeit und Privatem“ nennen, aber das funktioniert bei uns ehrlich gesagt nicht.
Und ich bin mir auch gar nicht so sicher, ob das überhaupt so erstrebenswert
ist. Denn wie gesagt, habe ich manchmal kreative Arbeitsideen, während ich mich
mit den Kindern beschäftige. Und für die Kinder ist es ja vielleicht auch gar
nicht schlecht, wenn sie im Alltag zu Hause erleben, dass das Arbeiten eben zum
Leben der Eltern gehört und ihnen idealerweise auch ein bisschen Spaß macht.
Statt die Arbeit und das Familienleben also konsequent zu trennen, versuchen
wir lieber, klar zu kommunizieren, was wir machen und wie lange das in etwa
dauern wird.
3. Platz
Obwohl mein Mann und ich für die allermeisten
unserer Arbeiten theoretisch nur einen Computer und eine Sitzgelegenheit
bräuchten, hat sich unsere Arbeitssituation zu Hause doch merklich entspannt,
seit wir in unsere neuen Wohnung ein separates Arbeitszimmer haben. Denn
irgendwie ist es doch schön, die analogen Arbeitsmaterialien ein bisschen
auszubreiten und evtl. benötigte
Unterlagen und Materialien schnell griffbereit zu haben. Noch schöner wäre es
natürlich, einen eigenen Schreibtisch in einem abschließbaren, schallisolierten
Raum zu haben, anstatt die Sachen des Partners notdürftig beiseite zu schieben,
und sämtliche Hintergrundgeräusche auszublenden – aber da sind wir dann schon
beim nächsten Punkt 😉:
4. Flexibilität

Flexibilität ist nicht nur hilfreich in Punkto Arbeitszeit.
Auch beim Arbeitsort und -material können manchmal kleine Änderungen zu einer
größeren Produktivität verhelfen: Zum Beipiel meckert meine Tochter manchmal,
wenn ich etwas am Computer tippe, ist dann aber zufrieden, wenn wir ihr auch
einen Computer basteln. Oder ich darf dann ganz analog etwas aufschreiben,
während sie daneben malt. Statt ins Arbeitszimmer setzte ich mich manchmal mit
dem Laptop in den Garten oder auch neben die Badewanne.
Und last but not least muss ich eben manchmal die Arbeit aufschieben
oder reduzieren, auch wenn es schwer fällt. Denn das ist ja letztlich der
Grund, warum ich mich überhaupt für Teilzeit, Freiberuf und Arbeiten von zu
Hause entschieden habe: Vor allem jetzt, wo meine Kinder noch so klein sind,
möchte ich die Zeit mit ihnen genießen. Dazu gehört für mich, zu einem
gewissen Grade meiner Arbeit nachzugehen, die mir Spaß macht und uns auch eine
relative finanzielle Unbeschwert ermöglicht – aber die Familie geht einfach vor.
Wie macht ihr das mit
dem Homeoffice und euren (kleinen) Kindern? Habt ihr auch kleine Tricks, damit
ihr zu Hause mehr zum Arbeiten kommt? Ich freue mich auf eure Kommentare 😊!
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